#50 Mitarbeiter motivieren - geht das überhaupt?

Mitarbeiter motivieren - René Wasmund - L3 Coaching

Die neue Sau im Dorf

 

Der Begriff „Motivation“ im Unternehmenskontext dürfte bei fast allen Mitarbeitern damit verknüpft sein, dass ab und an eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird.

„Wir haben schon viele Chefs kommen und gehen sehen.“, hörst Du dann im Büro und in der Teeküche.

Für die Mitarbeiter bleibt beim Thema „Motivation“ vielfach das Gefühl, dass es gar nicht um den Austausch und die Arbeit mit ihnen geht, sondern um nackte Zahlen, die unbedingt besser werden sollen.

Seien wir ehrlich: Wie oft werden Mitarbeiter gefragt, wie sie zu der Erwartungshaltung des Unternehmens stehen, was sie leisten können und wollen und welcher Weg mit den eigenen Stärken vielleicht der Beste sein könnte?

Wenn Du als Leader Mitverantwortung und bessere Ergebnisse willst, dann musst Du das im Blick haben und die Voraussetzungen dafür schaffen.

Die Wahrheit ist, dass ich in den Unternehmen wenig wirkliche Begeisterung antreffe. Die überwiegende Mehrzahl der Mitarbeiter hat eine geringe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber.

Das ist fatal, denn Identifikation, Loyalität und Vertrauen sind die größtmöglichen Hebel für Geschwindigkeit, Effizienz und glückliche Kunden.


Motivation lebt von der Beziehung zum direkten Vorgesetzten

Der unmittelbare Vorgesetzte nimmt eine zentrale Rolle ein, wenn es um den Arbeitswillen eines Mitarbeiters geht.

Mehr Leistung von seinen Mitarbeitern zu fordern, ist etwas, das man überlegt angehen sollte.

Belohnen, belobigen, bedrohen oder bestrafen sind Dinge, die gleichermaßen deutlich nach hinten losgehen können, denn Belohnungen können keine Sinndefizite oder mangelnden Freiraum kompensieren und alles andere verbreitet nichts außer Angst und erstickt jedes Interesse an Allem, was auch nur ansatzweise nach Verantwortung und Risiko aussieht.

Achte als Leader darauf, was Du sagst und denkst. Sei Dir klar darüber, dass die Worte „Ich brauche Dich!“ eine andere Wirkung erzeugen als „Jeder ist ersetzbar!“

Lade Deine Mitarbeiter ein, gemeinsam für Begeisterung im Team zu sorgen. Niemand anders als das Team selbst hat das in der Hand.

Und wer dann nicht mitmacht, darf sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht kann oder nicht will oder gar beides. Wenn letzteres zutreffen sollte, könnte ein anderes Arbeitsumfeld vielleicht die bessere Lösung sein.

 

Wie funktioniert Motivation überhaupt?

 

Im Wesentlichen gibt es 3 Arten der Motivation:

  1. Zugmotivation

Damit sind alle materiellen Anreize gemeint, also Belohnungen, Lob, Beförderung, und Wettbewerb.

Das Problem: das wirkt nur sehr, sehr kurzfristig und Du musst immer wieder nachlegen, wenn Du noch mehr Leistung willst.

Wenn Du mit einer Packung Merci anfängst, wirst Du irgendwann beim Wochenendtrip auf Mallorca landen müssen – und wenn Du damit aufhörst, bekommst Du Unverständnis und eine Verweigerungshaltung zurück. Was Du bis dahin investiert hast, ist völlig vergessen.

  1. Stoßmotivation

Mit dieser Form der Motivation sind Bestrafung oder der Entzug von Vergünstigungen gemeint, aber auch die Androhung der Kündigung oder Aussprechen von Vorwürfen fallen in diese Kategorie.

  1. innere Motivation

Dabei handelt es sich um den Antrieb, der von innen kommt und das ist die einzige Form der Motivation, die nachhaltig wirkt – wen Du für eine Aufgabe einmal begeistert hast, den musst Du nicht mehr locken – der WILL das, was er tut.

Wenn Du diese Form der Motivation willst, musst Du Deinen Leuten die Chance geben, sich vom Mitarbeiter zum Mit-Unternehmer zu entwickeln.

Dahinter steht, die Mitarbeiter durch Freiräume am Unternehmensgeschehen teilhaben zu lassen und ihnen so die Chance zu geben, wirklich Verantwortung für ihren Aufgabenbereich zu übernehmen.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Stell Dir einmal das Organigramm eines Mittelständlers vor.

An der Spitze der Chef, darunter die Abteilungsleiter und unter denen die Mitarbeiter.

Der Chef weiß nicht, was er zuerst machen soll und steht für alles in der Verantwortung.

Irgendwann laufen ihm die Leute weg, weil er keine Orientierung mehr bietet und sich in einer Endlosschleife aus Vorwürfen und Selbstmitleid dreht.

Wie geht das besser?

Stell Dir einmal vor, Du stellst das Organigramm auf den Kopf – oben die Mitarbeiter, dann die Abteilungsleiter und ganz unten der Chef.

Die Mitarbeiter sind kraft ihrer Position gefragt, Entscheidungen zu treffen und erledigen das operative Geschäft.

Der Unternehmer legt am unteren Ende des Organigramms die Spielregeln fest, greift nur für Kurskorrekturen oder bei Meinungsverschiedenheiten ein und bastelt ansonsten an der besten Strategie für die Zukunft.

Er ist nicht mehr Stürmer, sondern Trainer eines Meisterteams.

Wirklich erfolgreiche Führungskräfte öffnen Mitarbeitern den Raum, ein Bewusstsein für sich selbst und ihre Stärken zu entwickeln.

Wenn es dem Trainer gelingt, jeden Spieler auf die Position zu stellen, auf der er seine Stärken am besten entfalten kann, brauchen wir über Motivation nicht mehr zu reden – dann will jeder einfach nur noch erfolgreich sein.

Letztlich kommt es auch darauf an, als Leader durch Taten genau das vorzuleben, was ich von meinen Mitarbeitern verlange.

Der Leader, der sich die nächste dicke Luxuskarre zulegt, während er auf der anderen Seite Leute entlässt oder Leistungen kürzt, verspielt damit jede Glaubwürdigkeit.

Er ist und bleibt der entscheidende Schlüssel für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Das, was er tut, wiegt viel schwerer als Gehalt, Zusatzleistungen, Vergünstigungen und was es sonst noch so gibt.

III. 7 Tipps zur Motivationsförderung

… wunderbar klar auf den Punkt gebracht von Prof. Dr. Jörg Knoblauch

  1. Schenke Deinen MA Vertrauen

Löse Dich vom Kontrollzwang – Vertrauen ist ein Risikoangebot, sich verletzlich zu machen – es ist der Schlüssel für Erfolg. Deine MA werden mit ihrem Vertrauen immer nur exakt so weit gehen, wie Du bereit bist, es hineinzugeben.

Wenn es um Vertrauen geht und Du heute noch nicht verstanden hast, was das im Unternehmenskontext bedeutet, denk´ einmal an den Personal-, Sachmittel-, Zeit- und Kostenaufwand für die Sicherheitskontrollen am Flughafen… und dann geh mal zurück in die Zeit, als es das noch nicht gab, weil alle darauf vertraut haben, dass alles gut geht – und rechne das mal für alle Beteiligten hoch… weißt Du jetzt, was Vertrauen im Unternehmen bedeutet?

  1. Sage „Danke“

… auch bei Selbstverständlichkeiten – einfacher kann man Wertschätzung nicht ausdrücken

  1. Erkläre Deinen MA den Sinn ihrer Arbeit

… auch bei einfachen Arbeiten, denn kein Mensch will sich unwichtig fühlen

  1. Ermögliche Zeitsouveränität

… Zeit ist ein hohes Gut für hohe Lebensqualität – verschenke davon, so viel Du kannst.

  1. Sehe in jeder Krise eine Chance

… in jedem Problem steckt eine Möglichkeit / Gelegenheit

  1. Respektiere auch mal ein NEIN Deiner MA

… wer Verantwortung übernimmt, muss auch NEIN sagen können und dürfen

  1. Lerne, Leistung aus der Sicht Deiner MA wahrzunehmen

… was aus Deiner Sicht eine Kleinigkeit sein mag, kann für Deine MA etwas wirklich Forderndes gewesen sein… zeige Respekt dafür